Vielleicht ist jemandem in letzter Zeit aufgefallen, dass der Mond erstaunlich hoch am Himmel gestanden hat. In der Tat können wir derzeit so hohe Mondbahnen erleben, wie sie erst in gut 18 Jahren wiederkehren werden.

Wie ist das zu verstehen? Uns allen ist geläufig, dass die Sonne im Winter auf ganz niedrigen, kurzen Bahnen über den Himmel zieht. Danach steigen die Sonnenbahnen immer höher und die Tage werden wieder länger, so wie wir das derzeit erleben. Am 21. Juni, dem Sommeranfang, wird die Sonnenbahn am höchsten und der Tag am längsten sein.
Auch die Mondbahnen steigen, wie die Sonnenbahnen, auf und ab. Der Mond macht das aber nicht so, wie die Sonne, innerhalb eines Jahres, sondern bereits innerhalb eines Monats, genau genommen innerhalb von nur 27,3 Tagen. Und noch etwas ist beim Lauf des Mondes anders. Die höchste und die niedrigste Bahn der Sonne ist jedes Jahr immer gleich hoch bzw. gleich niedrig. Die höchste und die niedrigste Bahn des Mondes ist aber in jedem Monat nicht gleich hoch bzw. niedrig. Ihre Höhe ändert sich ganz langsam in einem langen Zyklus von 18,6 Jahren, dem sogenannten Mondknoten-Zyklus.

Derzeit befinden wir uns in einem Maximum des Mondknoten-Zyklus. Genau genommen war das Maximum am 29. Januar 2025. Während die Sonne zu Sommeranfang im Süden mit 60,5 Grad den höchsten Stand erreicht, den wir hier in Hamburg je erleben können, hat der Mond am 8. Februar 2025 mit 65,7 Grad einen sogar um 5,2 Grad höheren Südstand erreicht. Damit hat der Mond um immerhin 10 Monddurchmesser höher am Himmel gestanden als die Sonne zu Sommeranfang. Innerhalb von 14 Tagen senken sich die Mondbahnen wieder ab, bis am 23. Februar der Mond im Süden nur noch 8,4 Grad hoch am Himmel stehen wird, also sogar 5,2 Grad niedriger als der niedrigste Sonnensüdstand zu Winteranfang.

Der Mond wandert etwas langsamer als die Sonne über den Himmel. Für einen vollen Umlauf braucht er nicht nur, wie die Sonne, 24 Stunden, sondern 50 Minuten länger. Auf seinen höchsten Bahnen zieht der Mond hier in Hamburg ganze 19 Stunden oberhalb des Horizonts über den Himmel und bleibt nur knapp 6 Stunden darunter. Die Sonne wandert demgegenüber am längsten Tag des Jahres nur knapp 16 Stunden oberhalb und gut 8 Stunden unterhalb des Horizonts. Entsprechend geht der Mond auf seiner höchsten Bahn deutlich nördlicher als die Sonne auf und unter.

Wie bereits in den letzten Monaten, so werden wir auch noch einige weitere Monate beobachten können, wie die Mondbahnen so extrem auf- und absteigen. Danach wird das Himmelsfenster, das die Mondbahnen im Laufe eines Monats überstreichen, allmählich wieder kleiner werden. In etwa 4,5 Jahren wird der Bereich, den die monatlichen Mondbahnen überstreichen, genau so groß sein wie der Bereich, den die jährlichen Sonnenbahnen überstreichen. In etwa 9 Jahren werden die monatlichen Schwankungen der Mondbahnhöhen ihr Minimum erreichen. Dann wird der Mond bei seinem monatlichen Südhöchststand nur noch 55,3 Grad erreichen, und bei seinem monatlichen Südtiefststand immerhin noch 18,8 Grad hoch am Himmel stehen.

Die Grafik oben zeigt den Mondknoten-Zyklus für den Zeitraum von etwa 1945 bis 2045. Vielleicht erinnert sich jemand an besonders hohe oder niedrige Mondstände, die sie oder er im Laufe des eigenen Lebens einmal beobachtet hat. Anhand dieser Grafik kann man herausfinden, in welche Phase des jeweiligen Mondknoten-Zyklus diese Erlebnisse gefallen sind.

Die hier beschriebenen Änderungen der Mondbahnhöhe hängen astronomisch gesehen damit zusammen, dass sich die Schnittlinie von Erd- und Mondumlaufbahnebene (die Knotenlinie) in 18,6 Jahren einmal rückläufige entlang der Ekliptik dreht.
Wir hoffen, dass die in der Entwicklung befindliche Mondgang-Uhr in naher Zukunft ermöglichen wird, diese spannenden Bewegungen des Mondes zu veranschaulichen und leicht verständlich zu machen.
Fotos und Grafiken: Martin Zarth